Bio- oder konventionelle Landwirtschaft aus Imkers Sicht?
Welche Rolle spielt der Standort eines Bienenvolkes im Weserbergland? In diesem verregneten Sommer gibt es hinsichtlich dieser Frage eine klare Antwort.
Nach der zweiten Entnahme von Honig, der Sommerhonig-Schleuderung, müssen die Völker aufgefüttert werden. Sie brauchen "Brennstoff", um durch den Winter zu kommen und ihren Stock über den Winter zu beheizen. Ein Bienenvolk zieht sich in der kalten Jahreszeit zu einer Traube zusammen, die durchgängig durch Flug-Muskelbewegung ohne Flügelschlag auf etwa 25 Grad beheizt wird. In der Mitte sitzt die Königin wohlig warm, Randbienen des Volkes wandern zum Aufwärmen ins Innere der Traube, niemand soll erfrieren, frau tauscht die Plätze und Aufgaben.
Da der Imker eine nicht unwesentliche Menge Honig den Völkern entnimmt, muss ein Ersatzbrennstoff angeboten werden. Es wird konzentriertes Zuckerwasser zugefüttert, das die Völker wie Nektar invertieren und zu ihrem "Winter-Brennstoff " verarbeiten, eine Art Kunsthonig,
der den Bienen gut bekommt.
Meine Bienen-Völker stehen an drei Standorten:
- In Hemeringen, zwischen Hameln und Hessisch Oldendorf, die Landwirtschaft ist konventionell geprägt,
- an Hamelns Stadtrand auf dem Basberg, einer guten Mischung aus Feld,Wald,Wiesen und Gärten,
- am Apenberg auf der BUND-Wildniswiese mit ausschließlich Bio-Landwirtschaft, Wald und Gärten.
Das Ranking der Standorte spricht für sich:
Völker am Hamelner Apenberg konnte sich durch eine Vielzahl von Ackerkräutern auf den nahen Bio-Feldern nahezu komplett selbst auffüttern, sie erhielten nur eine einmalige Zufütterung mit 8 Litern Zuckerwasser.
Meine Immen am Basberg brauchten die doppelte Menge Auffütterung, holten noch selber etwas dazu und hielten dann aber über Wochen schlechtes Wetter ihr Stockgewicht, konnten also den ständigen Eigenverbrauch durch selbst gesammeltes herbstliches Zubrot aus den Gärten ausgleichen.
Schlecht erging es den Völkern am Standort mit überwiegend konventioneller Landwirtschaft:
Obwohl gleich aufgefüttert, verloren diese Völker in der andauernden Schlechtwetter-Periode stark an Gewicht und haben beträchtliche Mengen ihres Winterfutters bereits jetzt verbraucht. In der ausgeräumten Landschaft gab es nichts mehr zu holen.
Eine weitere Auffütterung ist nun unumgänglich, um das Verhungern dieser Bienen im Winter zu verhindern.
Zahlen sprechen klare Sprache!