More than Honey Nachlese

Sumpfblume wird zum Bienenstock!
Nachlese zur Sonderfilmvorführung „More Than Honey“ (aus Sicht eines Hobbyimkers):

Wunderwas, es ging zu wie einem Bienenstock, reger Betrieb auf dem Flugbrett bereits gegen 19.00Uhr. Erste Besucher stauten sich vor dem noch verschlossenen Flugloch zum Saal der Sumpfblume. Diese Barriere war schnell überwunden, der „stockdunkle“ Saal der Sumpfblume füllte sich in kurzer Zeit. Immer mehr fleißige Arbeiterinnen brachten reiche Ernte in den Stock ein, die Kasse füllte sich.

Bereits um Viertel nach sieben waren alle Sitzplätze vergeben, mit solch reicher Völkervermehrung hatte keiner der Veranstalter gerechnet. Das Volk geriet in eine Mangelsituation. Für echte Bienenvölker eher untypisch (Bienen brauchen keine Möbel) fehlten Sitzgelegenheiten.

Im unablässigen Strom wurden Stühle herbeigekarrt, im Stock verteilt, bis noch der letzte freie Platz besetzt war. Die Temperatur im Stock stieg, bereits um 19.20 konnte die fossil betriebene Heizung der Sumpfe ausgestellt werden und der Saal musste belüftet werden.

Alle Waben waren nun voll besetzt für einen Blick auf eine bezaubernde alte, aber auch eine verstörende, neue Welt der Bienen...

Der Film polarisiert bewusst zwischen einer romantischen, schweizerischen Bergbauernimkerei, mit vielleicht zwanzig Bienenvölkern und einer Befruchterimkerei in den Vereinigten Staaten mit 4000 Völkern. Die Sympathie des Betrachters wendet sich nicht dem amerikanischem Modell zu. Es ist brutal.

Bienenvölker werden per Truck über tausende Kilometer von einer in die andere landwirtschaftliche Monokultur mit gigantischen Ausmaßen verbracht, mit Pestiziden eingenebelt und mit brachialen Techniken um den eingetragenen Honig gebracht. Ein Riesengeschäft, ohne jede Rücksicht auf den eigentlichen Leistungsbringer- die Honigbiene. Sie überlebt bestenfalls, wird mit Antibiotika gepäppelt oder einfach ersetzt.

Verstörende Bilder auch aus China, wo in weiten Landesteilen die Biene durch Pestizid-Einsatz und Umweltverschmutzung ausgerottet wurde und nun Menschen in den Obstbäumen herumklettern und die Befruchterleistung der Biene ersetzen. Mit pollenbenetzten Tampons wird jede einzelne Apfelblüte von Menschenhand betupft.

Weitere Stationen, über den Globus verteilt, runden die Eindrücke ab.

Soweit ein knapper Rückblick auf einen faszinierenden Dokumentarfilm, der etwa 200 Besuchern die bedrohte Welt der Honigbienen näher gebracht hat.

Eine Kritik sei angebracht: Der Film zeigt sich wortkarg und setzt auf beeindruckende Bilder, die aber teils nur von Fachleuten verstanden werden und sich dem Laien nicht erschließen.

Gut, dass in einer anschließenden Gesprächsrunde Vertreter des Kreisimkervereins Fragen zum Film und die Situation vor Ort klären konnten und ein gemäßigtes Bild, bienenfreundlicher Imkerei in Deutschland aufzeigen konnten.

Seitens des BUND konnte auch eine Handlungsempfehlung ausgesprochen werden:

Lassen Sie bunte, heimische Blumen und Sträucher in Ihren Gärten blühen und erfreuen Sie sich an einer an einer gesunden und reichen Insektenwelt. Die Giftspritze ist tabu. Ein Insektenhotel im Hausgarten ermöglicht spannende Einblicke in die faszinierende Welt der Wildbienen.

Genießen Sie leckeren Bienenhonig nur aus regionaler Herkunft von einem Imker Ihres Vertrauens.

Helfen Sie mit, einer dringend notwendigen Agrarwende den Rücken zu stärken. Setzen Sie auf regionale Produkte des Bio-Landbaus und unterstützen Sie damit eine nachhaltige Landwirtschaft ohne Gift und Monokulturen.

Thomas Hülsen, Hobbyimker und aktiv in der BUND Kreisgruppe Hameln-Pyrmont

Weitere Informationen auf der BUND-Seite...

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